DGB: Viele Vollzeitbeschäftigte im Landkreis
Bergstraße künftig von Altersarmut bedroht
Jede/r zweite Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdiente 2010 im Landkreis Bergstraße weniger als 2.615 € brutto im Monat. Einmalige Leistungen wie Überstundenzuschläge oder Weihnachtsgeld sind dabei berücksichtigt und Auszubildende nicht mitgezählt.
Erstmals hat der DGB differenzierte Daten zu den Verdienstunterschieden im Landkreis Bergstraße vorgelegt, die auf einer Sonderauswertung der Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung beruhen. Nach den Erkenntnissen des unter anderem für die regionale Arbeitsmarktpolitik verantwortlichen DGB Regionsvorsitzenden Jürgen Planert, verdienten Vollzeitbeschäftigte im Landkreis 366 € im Monat weniger als im hessischen Landesdurchschnitt (2.981€ ) und 865 € weniger als in der Stadt Darmstadt (3.480 € ).
Aber auch innerhalb des Landkreises zeigen sich große Unterschiede zwischen den Beschäftigtengruppen:
- Männer erzielten meist ein deutlich höheres Bruttomonatsentgelt als Frauen. Im Mittel verdienten sie 2.853 € brutto im Monat gegenüber nur 2.153 € bei den Frauen. Dieser große Verdienstunterschied von 700 € monatlich erklärt sich wesentlich durch die geschlechtsspezifischen Tätigkeitsschwerpunkte; so arbeiten Frauen häufig im Dienstleistungssektor mit einem relativ niedrigeren Entlohnungsniveau gegenüber dem Produzierenden Gewerbe, wo Männer häufiger tätig sind. Aber auch die Lohndiskriminierung von Frauen hat nach gewerkschaftlicher Einschätzung einen Einfluss auf dieses Lohngefälle.
- Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung verdienten im Landkreis Bergstraße durchschnittlich nur 2.175 € brutto im Monat.
- Ausländische Beschäftigte verdienten durchschnittlich 640 € weniger als ihre deutschen Arbeitskollegen: die Hälfte von ihnen hatte einen Bruttomonatsverdienst von 2.044 € (Deutsche 2.684 €).
- Der Abstand zwischen gering- und gutverdienenden Beschäftigten ist beachtlich. Jene mit Hochschulabschluss kommen im Schnitt auf einen mehr als doppelt so hohen Bruttoverdienst wie jene Vollzeitbeschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung (2.175 € zu 4.931 €).
Große Verdienstabstände zeigen sich folglich nicht nur bei Teilzeitarbeit, sondern auch bei Vollzeitbeschäftigung. Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, ist nicht unbegründet. Insbesondere Frauen sowie Arbeiter ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind oftmals von Altersarmut bedroht. Altersarmut sei zwar noch kein größeres Massenproblem, doch in Zukunft droht ihre Zahl deutlich anzusteigen. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 % müssen Beschäftigte mit einem Einkommen von 2.500 € im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um mehr als Grundsicherung im Alter zu bekommen.
„Bei einem Monatseinkommen von 2.200 € droht bei Renteneintritt immer noch Sozialhilfebedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und Rentenbeiträge gezahlt hat“, so der DGB Kreisvorsitzende Franz Beiwinkel.
2010 verdiente aber mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen im Landkreis Bergstraße, weniger als 2.153 € brutto; 50 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten ohne Berufsabschluss verdienten weniger als 2.175 €. Die Folgen der Absenkung des Rentenniveaus werden in der Zukunft für viele Beschäftigte in der Region gravierend sein.
Median (mittleres) monatliches Bruttoarbeitsentgelt sozialversicherter Vollzeitbeschäftigter (ohne Auszubildende) im Landkreis Bergstraße 2010 in €
Landkreis Bergstraße | Hessen | alte Bundesländer | neue Bundesländer | |
insgesamt
Männer Frauen
Deutsche Ausländer |
2.615
2.853 2.153
2.684 2.044 |
2.981
3.218 2.572
3.042 2.414 |
2.835
3.085 2.379
2.870 2.423 |
2.068
2.094 2.018
2.074 1.720 |
Alter 25 bis 50 Jahre | 2.645 | 3.021 | 2.870 | 2.069 |
ohne Berufsausbildung | 2.437 | 2.395 | 2.377 | 1.706 |
mit Berufsausbildung | 2.802 | 2.986 | 2.902 | 2.053 |
mit Fachhoch-/Hochschulabschluss | 4.931 | 5.082 | 4.933 | 3.803 |
Quelle: eigene Berechnungen nach: BA-Entgeltstatistik